150 Jahre Kozenn-Atlas – Ein Meilenstein der österreichischen Schulkartographie (L. Birsak)

1844 gründete der Buchhändler Eduard Hölzel in Olmütz (heute Olomuc in Tschechien) eine Buch-, Kunst- und Muslikalienhandlung. 1858 lernte er Blasius Kozenn kennen, der gerade als Lehrer an das dortige Gymnasium versetzt worden war. Kozenn kam aus der Gegend um Cilli (heute Celje in Slowenien) und war ein begeisterter Geograph und auch Didaktiker. Er und Hölzel fassten den Entschluss, in Konkurrenz zu den damals dominierenden deutschen Schulatlanten einen neuen Atlas für die österreichische Monarchie zu konzipieren. 1861 erschien dieser „Geographische Schul-Atlas für die Gymnasien, Real- und Handelsschulen der österreichischen Monarchie“ zum ersten Mal und wurde zu einem großen Erfolg. Bald erschienen auch tschechische, ungarische, polnische und italienische Ausgaben.

Abb. 1: „Übersicht der Bodengestaltung von Europa“ (Ausschnitt) aus der Ausgabe von 1861

Von Anfang an wurde der Atlas jährlich überarbeitet und durch neue Karten ergänzt. Kozenn selbst konnte ihn bis zu seinem Tod 1871 redigieren, danach übernahmen andere prominente Bearbeiter die Betreuung, z.B. Friedrich Umlauft, erster Direktor der Wiener Urania, Heinrich Güttenberger, Wiener Landesschulinspektor von 1922 bis 1938 oder Hans Slanar, legendärer Geographielehrer, Schuldirektor und Kartograph in Wien. Nach dem Zweiten Weltkrieg erschienen 1951, 1961, 1979 und 1996 Neubearbeitungen. 2009 kam zum ersten Mal eine CD mit einem elektronischen Atlas in jedes Schülerexemplar des Atlas.

Anlässlich des 150-Jahr-Jubiläums wurde von einem Team österreichischer Schulgeographinnen und –geographen eine Neuausgabe erstellt, die bewusst alle traditionellen Vorzüge des Atlas wie detailreiche und gut lesbare physische Karten, moderne Wirtschaftskarten, aktuelle thematische Übersichten, umfangreiche Karteneinführung usw. beibehält, aber auch neue Entwicklungen in der Geographie, in der kartographischen Präsentation und in der Didaktik aufgreift. So werden auf eigenen Kontinenteinführungsseiten unterschiedliche Visualisierungstechniken wie 3-D, Satellitenbilder, Grafiken u.a. präsentiert. Für den differenzierten Unterrichtseinsatz werden auch vereinfachte Wirtschaftsübersichten angeboten. Doppelseiten werden mit verschiedenen verwandten Kartenthemen zu Themenseiten wie Österreich Dienstleistungen oder Verkehr zusammengestellt. Die Homepage www.kozenn.at wird nicht nur zur Informationsplattform ausgebaut, sondern bietet sukzessive auch zusätzliche Online-Tools für die Unterrichtsvorbereitung und –gestaltung an.

Auch in seiner Neuausgabe ist der Kozenn-Atlas ein Leistungsbeweis einer eigenständigen österreichischen Schulkartographie, der sich heute wie vor 150 Jahren besonders gegen deutsche Produkte bewähren muss. Es gibt wenige Schulbücher, die auf eine so lange Tradition zurückblicken können. In diesem Sinn kann man den Atlas wohl auch als sehr lebendigen und zukunftsorientierten Bestandteil der österreichischen Bildungsgeschichte ansprechen.

Abb. 2: „Ansichten der Erdoberfläche – Beispiel Südamerika“, 3-D-Ansicht, Neuausgabe 2011

Eine detailliertere Übersicht über den Großen Kozenn-Atlas und seine Geschichte finden Sie als Folienpräsentation in diesem PDF-Dokument.